… erzähl mal …

Im Rahmen des diesjährigen Trainingslagers des Weissenseer FC 1900 e.V. aus Berlin-Weißensee nutzte unser Pressewart (Marco Pergelt) die Gelegenheit zu einem Interview mit dem Vizepräsidenten Karsten Freitag.

Viel Spaß beim Lesen.

FCW: Hallo Karsten. Schön, dass ihr wieder zu uns nach Weißensee gekommen seid. Ich möchte die Gelegenheit nutzen und hiermit unseren Weißenseern euren Verein etwas näher zu bringen. Fangen wir an mit einer kurzen Vorstellung deiner Person.

KF: Mein Name ist Karsten Freitag, 57 Jahre alt. Seit 13 Jahren Mitglied des Weissenseer FC und stehe dem Verein seit 13 Jahren auch vor. Zunächst als Präsident, seit 6 Jahren als Vizepräsident. Ich kümmere mich um Finanzen, Meldewesen, Organisation, um die Dinge, die den Verein am Leben erhalten, einfach notwendig sind. Damit man Strukturen schafft. Beruflich bin ich als Rechtsanwalt tätig.

FCW: Seit 13 Jahren bist du im Verein hast du gesagt, bist du direkt als Präsident eingestiegen?

KF: Ich bin als Präsident eingestiegen. Der ausscheidende Präsident sprach mich an, wir kannten uns beruflich und er wusste, dass ich bereits im Sport aktiv war. Ich war vorher im Aufsichtsrat eines größeren Sportvereins in Berlin und daraus hat sich das ergeben. Er hat mich angequatscht, er wollte aufhören. Ich sagte ok, gucke ich mir an, habe ich mir ein paar Monate angeguckt und dann habe ich gesagt, ich mache es und wurde dann auch gewählt. Es ist ja auch nicht so, dass man sich darum drängelt.

FCW: Ihr seid mit eurer ERSTEN hier angereist. Sind alle Spieler dabei und wer begleitet euch noch?

KF: Also es sind 19 Leute hier im Trainingslager, wir haben einen Kader von über 30 derzeit. Dieser soll danach noch etwas ausgedünnt werden um zu sehen, mit welchem Stamm – 11/22, maximal 25 Spieler – wir in die Saison gehen. Wir haben den Torwarttrainer mit, Trainer, Co-Trainer, unser Pressemann ist mit dabei und unser Physiotherapeut. Eigentlich die ganze Kapelle der ERSTEN Herren die es so gibt, 2 Torhüter, 17 Spieler. Unser Sportdirektor (Abteilungsleiter Herren) ist auch dabei und der Sponsor des Trainingslagers, Firma BRB Frank Böhland Bauunternehmer.

FCW: Weißt du, wie es zu dieser Vereinsfreundschaft gekommen ist, seit wann besteht diese und wann traf man sich das erste Mal?

KF: Günther Habermann war der Initiator. Ich würde sagen, es war vor 7 oder 8 Jahren. Da rief er bei uns an und wandte sich damals an den Trainer unserer ersten Mannschaft, Pierre Gadow war das und er sagte, er soll mit mir sprechen. Dann haben wir telefoniert und Günther lud uns zum traditionellen Systemtechnikcup ein. Ich nehme an, es ist einfach nur aufgrund der Namensgleichheit unseres Stadtbezirks mit eurer Stadt zustande gekommen. Meines Erachtens gab es vorher keinen Kontakt. Auf jeden Fall haben wir gesagt, na klar, machen wir, kommen wir natürlich und das war gleich beim ersten Mal wunderbar. Wir wurden hier empfangen, also mir fehlen echt die Worte, da kommen wir uns immer vor wie ein Bundesligist. Das ist schon sehr herzlich, das muss man schon sagen. Wir verstehen uns auch persönlich sehr gut. Mit Günther bin ich schon immer gut klar gekommen. Auch mit dem jetzigen Vorstand um Mario Ullmann verstehen wir uns weiter blendend. Ich war auch vom ersten Mal an dabei, bin immer mitgekommen. Nachdem wir nun schon jahrelang am Systemtechnikcup teilgenommen haben, haben wir uns vor 2 Jahren entschieden hier ins Trainingslager zu kommen. Wenn wir Trainingslager machen, dann kommen wir hierher. Es ist jetzt das 2. Jahr hintereinander. Es waren in der Vergangenheit auch schon verschieden Jugendmannschaften hier im Trainingslager.

FCW: Zur 750-Jahrfeier unserer Stadt gab es am 30. Juni 1962 ein Fußballfreundschaftsspiel zwischen Weißensee und Berlin-Weißensee. War das eure Mannschaft? Hast du davon schon mal gehört?

KF: Ich weiß es nicht. Mich wundert, dass nichts weiter dazu beziehungsweise davor steht. Fakt ist, dass unsere erste Herren tatsächlich in der Bezirksliga spielten in dieser Zeit, jahrelang und das war ja die dritthöchste Spielklasse in der DDR und die höchste Spielklasse in Berlin sowieso. Es könnte also durchaus sein, dass das unsere Mannschaft war.

FCW: Na gut, vielleicht bekommen wir irgendwann mal noch was raus. Jedenfalls war das Fest ein absolutes Highlight hier und es wurden sogar an diesem Wochenende die Lottozahlen 6 aus 49 in Weißensee gezogen. Wie groß ist eigentlich der Stadtteil Berlin-Weißensee, wie viele Einwohner habt ihr?

KF: Gute Frage, ich meine 60.000. Berlin-Weißensee ist ein schöner Stadtteil, hat teilweise Dorfcharakter, dass sollte man gar nicht meinen, aber das gibt es in Berlin quasi überall. Wir sind außerhalb Berlins, aber trotzdem nah am Zentrum dran. Man fährt mit der Straßenbahn, die alle 5 Minuten fährt, eine Viertelstunde bis zum Alexanderplatz. Also es ist schon ein gutes Wohnen, eine gute Bevölkerungsstruktur auch. Dass passt schon so.

FCW: Was gefällt dir hier?

KF: Die Herzlichkeit der Leute, die uns hier empfangen. Das ist wirklich sehr, sehr stark. Dann ist für uns natürlich wichtig die Infrastruktur stimmt, wir kommen gut unter, wir essen hier gut, wir können hier gut trainieren, wir haben mehrere Plätze uns steht auch alles zur Verfügung und wir treffen uns mit FREUNDEN. Das ist wirklich so. Freunde besuchen Freunde. Das kann man so sagen. Mehr kann man nicht erwarten.

FCW: Ihr seid gestern Abend angereist, was steht alles auf dem Programm?

KF: Wir haben schon einen straffen Trainingsplan, der aber nicht überbordet. Es wird mindestens 2 Mal am Tag trainiert, heute sogar 3 Mal. Dazwischen ist Entspannung und Physiotherapie. Am Samstag haben wir dann ein Testspiel. Diesmal nicht gegen die ERSTE von Weißensee sondern gegen Erfurt, die U19 von Rot-Weiß Erfurt. Ja und abends ist eigentlich auch ausgebucht. Heute Abend geht’s auf die Kegelbahn und morgen wird gegrillt. Sonntag müssen wir leider früh abreisen, weil wir 14:30 Uhr ein Pokalspiel haben. Wir wollten das Spiel verlegen, das hat aber nicht geklappt. Eigentlich wollten wir noch einen Trainingseinheit machen, dass wird aber zu knapp.

FCW: Wie seid ihr in Berlin aufgestellt, wie viele Mannschaften habt ihr und in welchen Jahrgängen tretet ihr an?

KF: Wir haben die ganze Jugend vollständig besetzt, in allen Altersklassen, das ist quasi schon seit Jahren so. Um es aufzuzählen: 2 G-Jugend, 2 F-Jugend, 3 E-Jugend, 3 D-Jugend, C, B, A, 1. Herren, 2. Herren, Alte Herren 32er, 40er, 50er, 60er. 18 – 19 Mannschaften müssten das sein, wie jedes Jahr eigentlich. Unsere ESRSTE spielt Landesliga, dass ist die zweithöchste Spielklasse in Berlin. Da sind wir auch schon seit Jahren dabei. Wir müssen mal sehen, wo wir stehen. Vorsichtig formuliert wäre ein Mittelfeldplatz schon ein Erfolg. Uns haben 2 Leistungsträger verlassen, dafür haben wir 6, 7 Neuzugänge. Deren Qualität muss man dann in den Spielen sehen. Wir sind vorsichtig optimistisch. Es wird eine schwere Saison. Diese Landesliga ist schon hohes Niveau. Sehr physisch, da muss man top fit sein.

FCW: Was muss ich mir unter Stadion Buschallee vorstellen?

KF: Stadion Buschallee hat eine große Tradition „warst du schon mal da?“ – NEIN, ich war noch nicht da – Ok, gut, dann will ich es dir erläutern. Erstmal hat es eine große Tradition, da haben wirklich Spiele stattgefunden vor 12.000 Zuschauern. Als Fußball noch richtig angesagt war, Feldhandball wurde da auch gespielt. Wir haben eine wunderschöne Anlage. Eines unser Anziehungskriterien, die wir haben, sind 6 Plätze und 2 kleine Übungsplätze. Davon einer Rasen (unser Hauptspielplatz), 2 Kunstrasenplätze, einen Ausweichrasenplatz und noch ein bisschen was drum herum, unheimlich viel Platz, unheimlich grün. Daneben ist gleich ein Naturschutzgebiet. Jede Menge Funktionsgebäude. Wir haben jedenfalls nicht das, was viele Berliner Vereine haben, ein Platzproblem. Wir haben genügend Kabinen und Plätze.

FCW: Im Gegensatz zu uns habt ihr ja noch einen weißen See – unsere beiden Seen, der Ober- und Niedersee wurden bereits Anfang (Obersee) und Ende (Niedersee) des 17. Jahrhunderts trockengelegt um Ackerbau zu betreiben. Wie groß ist der See? Wenn ich drum herum laufe, wie weit ist das?

KF: Schade eigentlich, oder? Wäre bestimmt schön? Also wenn du joggst, dann bist du etwa in 6 Minuten einmal drum herum. Es ist ein kleiner See mit einer Fontaine in der Mitte. Eine Badeanstalt und Park rings rum. Etwas größer als euer Gondelteich.

FCW: Ich habe gesehen, da steht auch eine Freilichtbühne, erinnert mich etwas an die Waldbühne, nur kleiner.

KF: Ja, so kann man das sagen, eine kleine Waldbühne. Leider wird es mit Konzerten immer weniger, weil – wie überall sich die Anwohner aufregen – es ist zu laut und so weiter. Wenn dann vielleicht mal Samstag oder Sonntagnachmittag. Ab und zu mal Kinovorstellungen. Schade eigentlich.

FCW: Für welchen Berliner Fußballverein schlägt dein Herz?

KF: Mein Herz schlägt für den Weissenseer FC!!! Ich war auch schon bei Hertha und auch bei Union, da gehe ich aber nur hin, wenn ich eingeladen werde. Wie gesagt, mein Herz schlägt für den Weissenseer FC.

FCW: Wie seid ihr durch die Corona-Krise gekommen?

KF: Ganz schwieriges Thema. Ich möchte gar nicht daran denken. Ich weiß nicht wie die Regeln in Thüringen gewesen sind, aber es war schlimm. Wir haben das letzte Spiel am 31.10.2020 gespielt und danach war alles dicht. Aber das was dann kam, dass hätte sich wirklich keiner vorstellen können. Ich will hier nicht urteilen über die ganzen Maßnahmen, aber den Sport komplett abzuschalten, finde ich einfach eine komplette Katastrophe. Das kann man nicht machen. Wir haben natürlich auch Mitglieder verloren, mittlerweile konnten wir das aber wieder kompensieren und ich bin zuversichtlich, dass wir am Jahresende wieder bei 500 landen werden.

FCW: Wie viele Trainer habt ihr, wahrscheinlich pro Mannschaft 2?

KF: Pro Mannschaft mindestens 2, wobei, wir unterscheiden immer zwischen Trainer und Betreuer. In den Jugendmannschaften meist 1 Trainer und 1 Betreuer, manchmal 2 Betreuer. In den Großfeldmannschaften sind es auch schon mal 3 Trainer. In der ERSTEN sind es natürlich die meisten, bis hin zum Torwarttrainer und Physiotherapeut. Also bis zu den 32ern haben wir fest installierte, vertraglich gebundene Trainer. Wenn ich sie jetzt zählen müsste, dann würde ich sagen, so 28.

FCW: Was war euer größter Erfolg?

KF: Auf die letzten Jahre bezogen, war es der Wiederaufstieg in die Landesliga. Nach dem Abstieg vor 5 Jahren war es der Wiederaufstieg vor 3 Jahren. In der Jugend gibt es immer mal wieder Erfolge, Aufstiege sind ab der D-Jugend möglich. Ich sag mal so, die erfolgreiche Jugendarbeit ist unser Erfolg. Da sind wir schon ziemlich stolz drauf.

FCW: Spielst du Fußball beziehungsweise treibst du Sport?

KF: Ja, ich spiele noch aktiv Fußball in der Ü50 in der Bezirksliga. Wir spielen Kleinfeld 1 zu 6. Vom Prinzip her ist es immer dasselbe, du hast einen Torwart  und dann 3, 2, 1.

FCW: Was wünscht du dir für die Zukunft?

KF: Wir haben jetzt vor kurzem turnusmäßig Neuwahlen gehabt und ich bin jetzt 3 weitere Jahre dabei. Wir haben den Vorstand teilweise neu besetzt. Da erhoffe ich mir, dass die Leute initiativ ran gehen. Neue Leute müssen auch mal neue Ideen bringen. Ich bin jetzt eigentlich schon zu lange dabei, irgendwann sollte man auch mal neue Leute mit neuen Ideen ranlassen. Ich wünsche mir, dass wir so strukturiert bleiben, wie wir sind. Wir sind sehr gut organisiert. Da gibt es keine 2 Meinungen, auch von unseren Konkurrenten in der Umgebung nicht. Das funktioniert wirklich sehr gut und das schafft auch Vertrauen  für die Mitglieder. Wir haben Ruhe im Verein und das sollte auch so bleiben. Was wir intensivieren müssen ist die Sponsorenarbeit. Das muss besser werden. Ohne Geld kannst du gar nicht mehr erreichen, als das, was unsere ERSTE spielt. Aber nochmal, dass sportliche steht bei uns im Vordergrund  und so soll es auch bleiben. Wachstum weiß ich nicht, wo soll es denn auch so plötzlich her kommen, muss ja auch nicht sein. Wenn wir unsere Mitgliederzahl halten, dann ist das schon ok.  

FCW: Letzte Frage: Bratwurst oder Currywurst?

KF: Lacht… In Berlin Currywurst und in Thüringen Bratwurst.

Vielen Dank für das informative und ausführliche Gespräch sowie eine schöne Zeit hier bei uns und anschließend einen guten Start in die neue Saison.

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